Branding & Storytelling HighImpact Ads
Sinkende Aufmerksamkeit, steigende Erwartungen – was digitale Werbung heute leisten muss
von Nicole Kruse / Mittwoch, 19. November 2025
Achtung, du hast jetzt genau acht Sekunden, um diesen Satz zu lesen – und schon ist die durchschnittliche menschliche Aufmerksamkeitsspanne im Internet dahin. Glückwunsch, du bist jetzt offiziell auf Goldfisch-Niveau. 🐠
Klingt lustig, ist aber für Marketer, Medienhäuser und Kreative ein echtes Problem: Menschen nehmen täglich über 10.000 Werbebotschaften wahr (Quelle: Nielsen). Dabei bleibt für jede einzelne kaum Zeit, sich festzusetzen. Das Ergebnis: Sinkende Aufmerksamkeit, steigende Erwartungen – und ein massiver Druck auf die digitale Werbung.
Die ernüchternde Realität der Standardwerbung
Zahlen gefällig?
- CTR bei Standard-Bannern: im Schnitt nur 0,1 – 0,3 %
- Marken-Recall klassischer Display-Werbung: meist unter 10 %
- Viewability: laut IAB Europe nur 50 – 60 %
- Kosten pro qualifiziertem Kontakt: seit 2020 um bis zu 65 % gestiegen (Nielsen, IAB Europe)
Kurz gesagt: Immer mehr Geld für immer weniger Wirkung.
Während Nutzer:innen Werbung wegscrollen, hoffen Marken auf den nächsten „perfekten Funnel“. Aber die Wahrheit ist: Performance ohne Emotion funktioniert nicht mehr.
Warum die Aufmerksamkeit so schwer zu bekommen ist
Das Internet hat sich verändert. Früher scrollte man durch Websites – heute durch Leben.
Ob TikTok, Reels oder Insta-Stories: Inhalte konkurrieren in Millisekunden um den nächsten Daumenstopp.
Hinzu kommt:
- Multiscreening – 70 % der Menschen nutzen mindestens zwei Geräte gleichzeitig.
- Informationsüberflutung – die Menge an Online-Content hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
- Algorithmische Filterblasen – Nutzer:innen sehen nur noch das, was sie sowieso interessiert.
Für Werbung bedeutet das: Sie muss mehr leisten als sichtbar sein.
Sie muss relevant, unterhaltsam und emotional sein – und zwar sofort.
Was heute funktioniert: Werbung, die fasziniert statt nervt
Studien zeigen: Menschen lehnen Werbung nicht grundsätzlich ab – sie lehnen langweilige oder störende Werbung ab.
Eine aktuelle Untersuchung von Kantar belegt: 78 % der Befragten wünschen sich kreativere, unterhaltsamere Werbeformen.
Was also funktioniert?
- Formate, die nicht unterbrechen, sondern Neugier wecken.
- Inhalte, die emotionalisieren, statt nur Botschaften abzufeuern.
- Werbung, die inszeniert, statt nur „ausgeliefert“ zu werden.
Oder, etwas simpler gesagt: Erlebnisse statt Eindrücke.
High-Impact-Formate als Antwort auf den Aufmerksamkeits-Crash
Eine vielversprechende Lösung sind sogenannte High-Impact-Formate – aufmerksamkeitsstarke, interaktive Werbeformen, die bewusst aus der Banner-Masse herausstechen.
Studien des IPG Media Lab zeigen, dass High-Impact-Ads im Vergleich zu Standardformaten:
- 47 % höhere Erinnerungswerte,
- bis zu doppelt so hohe Engagement-Raten
- und eine längere Verweildauer erzielen.
Diese Formate nutzen oft den gesamten Screen, reagieren auf Scrollbewegungen oder interagieren mit dem Nutzerverhalten – etwa durch Mini-Games, animierte Storys oder personalisierte Elemente.
Das Ziel ist immer dasselbe: Aufmerksamkeit durch Erlebnis.
Warum das kein Selbstzweck ist
High-Impact-Werbung ist kein schönes Gimmick, sondern eine strategische Antwort auf ein strukturelles Problem.
In einer Zeit, in der reine Reichweite an Bedeutung verliert, zählt die Qualität der Aufmerksamkeit.
Denn:
- Nur 5 % der digitalen Werbekontakte werden bewusst wahrgenommen (Lumen Research).
- Diese 5 % bestimmen aber über 80 % der Werbewirkung – also Markenwahrnehmung, Erinnerung, Kaufabsicht.
Mit anderen Worten:
Lieber zehn Sekunden echte Aufmerksamkeit als tausend flüchtige Impressions.
High-Impact-Formate schaffen genau das: Sie holen den Menschen ab – nicht nur den Algorithmus.
Was bleibt: Kreativität schlägt Quantität
Ob High-Impact-Ad, Native-Format oder cleveres Story-Placement – entscheidend ist nicht die Technologie, sondern die Idee.
Denn am Ende gilt: Gute Werbung fühlt sich nicht wie Werbung an.
Wenn sie emotional berührt, überrascht oder inspiriert, darf sie auch verkaufen – ganz nebenbei.
Und vielleicht ist das der schönste Nebeneffekt des digitalen Zeitalters:
Wir müssen Werbung nicht mehr „überleben“. Wir können sie wieder mögen.
Quellen:
https://www.advanced-television.com/2017/10/09/study-consumers-spend-more-time-with-interactive-ads
https://www.marketingdive.com/news/study-interactive-video-ads-boost-viewing-time-47/506780/
https://www.etcentric.org/ipg-media-lab-study-reveals-parameters-for-ad-effectiveness/
https://www.exchange4media.com/marketing-news/creative-quality-drives-36-higher-profitability-kantar-report-145217.html
https://dmexco.com/press/study-by-dmexco-and-kantar-reveals-german-advertising-needs-to-be-more-emotional-bolder-and-more-creative/